Schlachtorte ab 15 n.Chr.

Caecina, Angrivarierwall und Idistaviso

Neben der bekannteren Varusschlacht fanden im römisch-germanischen Kieg weitere bedeutende Schlachten statt. Die drei in diesem Zusammenhang bedeutendsten Schlachten sind die des Caecina in 15 und die Schlacht am Angrivarierwall in 16 und, kurz vorher die größte dieser Schlachten, die Entscheidungsschlacht von Idistaviso.

Die Orte dieser Schlachten sind noch nicht sicher zu lokalisieren, denn die Schlachtfeldarchäologie steht noch an ihrem Anfang. Meist sind es Zufallsfunde, wie zuletzt im Leinetal bei Kalefeld ein Schlachtfeld des Jahres 235, nur wenig südlich von Hildesheim. Solange solche Zufallsfunde nicht weiterhelfen, wird man so schnell nicht eines dieser Schlachtfelder nachweisen können. Zwar wäre ein planmäßiges Begehen und Untersuchen der in Frage kommenden Felder technisch möglich, aber viel zu teuer und zeitaufwendig.

Bis dahin können wir und aber Gedanken darüber machen, wo in etwa diese Schlachtfelder mutmaßlich lagen. Einerseits kann man die wenigen Quellen, i.d.R. der Annalen des Tacitus, hinsichtlich ihres Ortes analysieren; Andererseits kann man auf Seiten der Archäologie nach Statistiken von Zufallsfunden, insbesondere Münzen der Zeit, ein Urteil wagen.

Hügelketten bei Haltern: Möglicher Ort der Caecina Schlacht?

Die Caecinaschlacht

Die Schlacht des Germanicusgenerals Caecina hat eine gewisse Berühmtheit erlangt, da sie von Gegnern der Interpretation des Schlachtortes Kalkriese als (Teil) der Varusschlacht als mögliche Alternative heran gezogen wurde.

Nun, praktisch alles spricht dagegen, dafür so gut wie nichts. Wo aber kann sie sinnfälligerweise stattgefunden haben? Nach Aussage der Annalen fand sie auf dem Rückweg zum Rhein, ausgehend vom so genannten Emstreffen statt. Wenn Tacitus also nicht mit seiner Schilderung gänzlich daneben gelegen hatte, ganz sicher südwestlich der Ems.

Das Emstreffen lässt sich aus der Münzfundverteilungskarte recht gut in der Gegend bei Rheine an der Ems ausmachen. Wenn wie Tacitus berichtet Caecina zum Rhein befohlen wurde, so hatte er von dort aus entweder die Möglichkeit westlich, quer durch das moorige Bruktererland zum Rhein nördlich castra vetera`s, oder Weg mäßig trockener in südlicher Richtung zur Lippe und via Lippe dann direkt nach castra vetera.

Die wenigen Zufallsmünzfunde lassen eine klare Aussage hier nicht zu. Die Vermutung liegt aber nahe, dass er sich Richtung Lippe aufmachte, denn die Beschreibung, dass er zwischen Hügeln eingekesselt wurde, lässt sich mit einer südlichen Route am ehesten vereinbaren. Das Ziel wäre dann vermutlich das ehemals stark befestigte Haltern gewesen, dass zu dieser Zeit nach bisheriger Kenntnis aber bereits aufgegeben war. Möglicherweise aber konnte es im 15er Feldzug vorübergehend wieder besetzt werden, eine bislang nicht sicher geklärte Angelegenheit.

Auf diesem Weg wäre zwischen Coesfeld und Münster, aber auch gleich nördlich bzw. nordöstlich Halterns, solche Hügelgebiete auszumachen, die dafür quellenmäßig passend wären. Hier würde ich jedoch die nördlich der Lippe gelegenen Hügel im Gebiet Haltern favorisieren, denn die Römer liefen bei der Caecinaschlacht erneut in eine Falle, ähnlich der in Kalkriese. Nachdem man sich kurz vor dem Emstreffen genau dort noch auseinander gesetzt hatte, musste man, unter Umgehung der an der Ems aufgestellten römischen Truppen, einen Ort auf suchen, an dem die Römer einerseits mit hoher Wahrscheinlichkeit auftauchen würden und andererseits man genügend zeitlichen Vorsprung hatte um die Falle vorzubereiten.

Dazu wäre Haltern am besten geeignet gewesen. Das sie dort hinstrebten war sehr wahrscheinlich und der Ort für die Germanen, unberührt von römischen Truppen bzw. Spähern, durch das Weserbergland und die unbesetzte Lippe entlang vergleichsweise schnell zu erreichen, während sich Caecina derweil durch die Münsterländer Moore schleppte. In den Hügeln nördlich Haltern sollten sich daher vielleicht einmal Spuren sichern lassen.

Die Schlachten des Jahres 16: Der Weserübergang, Idistaviso, der Angrivarierwall und die Flottenkatastrophe

Diese beiden Schlachten sollten die endgültige Entscheidung bringen, für beide Parteien ging es um alles oder nichts. So war die Schlacht von Idistaviso, mit acht Legionen plus Auxilliaren, mit etwa 70.000 Mann auf römischer und wohl ähnlich vielen Germanen auf der anderen Seite, die größte Schlacht dieses Krieges. Mit nahezu 150.000 Mann dürfte sie zu den größten Schlachten der frühen Kaiserzeit überhaupt gehören.

Kurz darauf wurde die Schlacht beim Angrivarierwall gekämpft, die letzte Schlacht des römisch-germanischen Krieges, die wiederum nach Tacitus unentschieden, aus Sicht der Germanen aber als entscheidender Sieg gelten darf. Denn nach dem Angrivarierwall konnten die Cherusker ihr Gebiet halten, Germanicus dagegen musste überstürzt nach Norden abziehen, um mit der Flotte durch das Wattenmeer wieder nach Holland und Gallien zu kommen.

Auf diesem Weg ereilte ihn dann die letzte Katastrophe: Seine Flotte ging in den Unwettern und Untiefen des Wattenmeeres zu Grunde, diejenigen die nicht im Wasser blieben, mussten sich zu Fuß flüchten und gelangten über den einen oder anderen Umweg schließlich wieder nach Hause, so auch Germanicus selbst. Der Krieg aber war endgültig verloren. Germanicus versuchte Anfang 17 noch einmal mit verzweifelten Geldangeboten seine Soldaten zu einem neuen Feldzug zu motivieren, aber Tiberius brachte den letzten, und unsinnigen Versuch, vorzeitig zum Erliegen. Germanicus erhielt einen Triumph im selben Jahr zugesprochen und wurde, entgegen den Tatsachen, als Sieger über Germanien gefeiert.

Die gesamte Beschreibung dieser Vorgänge können wir heute alleine den Annalen des Tacitus entnehmen. Diese ist allerdings, nicht zuletzt wegen der raffinierten strategischen und taktischen Finessen des Germanicus, von Tacitus ziemlich unverständlich geschildert. An verschiedenen Stellen sind Unstimmigkeiten vorhanden, die möglicherweise auf Verwechslungen und Missverständnissen seitens des Zivilisten Tacitus beruhen.

Im Gegensatz zur Caecinaschlacht gibt aber die Statistik der Münzfundorte der augusteschen Zeit Anlass zu gut begründbaren Vermutungen über die Austragungsorte der verschiedenen Begegnungen.

Porta Westfalica, Blickrichtung von SW nach NO. Minden-Barkhausen ist der Ortsteil direkt an der linken (westlichen)  Öffnung der Porta.

Die Schlacht am Weserübergang

Im Jahre 16 setzte Germanicus voll auf die marine Karte und rückte mit Hilfe von rund 1000 Lastkähnen über Isselmeer und Wattenmeer nach Nordgermanien vor. Ein ganz wichtiger mariner Stützpunkt der Römer war, neben den Holländischen Basen, die Flottenbasis Flevum an der Mündung der Ems in die Nordsee. Sicher spielte diese Basis wie bei allen Flottenoperationen der Römer in diesem Gebiet auch in 16 eine wesentliche logistische Rolle. So schreibt denn Tacitus in seinem Analen, dass Germanicus über die Ems einfuhr.

Allerdings kann es sich hier um eine Fehlinterpretation des Tacitus handeln, da nämlich die Ems Germanicus den Weg zur Weser nur unwesentlich verkürzt hätte, denn spätestens in der Gegend von Rheine hätte er wieder auf die gefährliche Landroute wechseln müssen. Vielmehr ist anzunehmen, dass er statt dessen vom Logistikzentrum Flevum einige Kilometer weiter die Nordseeküste entlang und dann in die Weser einfuhr. Denn nur dann hätte er den so sündhaft teuer erkauften Vorteil der marinen Operation voll ausnützen können. In die wenig weiter entfernte Mündung der Elbe sogar einzufahren, wie 12 Jahre vor ihm Tiberius, dass konnte er sich wohl nicht mehr trauen. Er wäre logistisch, ohne Landunterstützung, zu weit ausgesetzt gewesen.

Egal, ob über Ems oder Weser, der Treffpunkt zur Weserüberquerung dürfte die Porta Westfalica bei Minden gewesen sein. Hier fand die erste ernsthafte Begegnung der Kontrahenten mit dem von Tacitus überlieferten Steitgespräch zwischen Arminius auf der östlichen und seinem Bruder auf der westlichen Seite des Flusses statt. Nach dem man sich im Streit getrennt hatte, erfolgte der erste römische Angriff über die Weser nach Osten. Vorgetragen von den batavischen Hilfstruppen unter dem Bataverfürsten Chariowalda. Die Reiterschlacht ging nicht gut aus für Rom, der batavische Fürst fiel.

Die zur Zeit in Minden-Barkhausen laufenden Ausgrabungen bezeugen vermutlich die Schlacht der Bataver des Germanicus. Dort wurden für solche Auxiliartruppen typische Gegenstände, als auch die typischen keltischen Münzen, gefunden. Genaueres kann man aber erst nach Beendigung und Auswertung der Grabung sagen.

Die Weser südlich der Porta Westfalica. Der Randstreifen zum östlichen Gebirge ist unterschiedlich breit, erreicht aber niemals die Breite die zur Entfaltung einer so riesigen römischen Armee, wie unter Germanicus in 16, nötig gewesen wäre.

Idistaviso

Nach dem letztlich doch erfolgreichen Weserübergang entfaltete sich die erste, und größte Schlacht, des Krieges: Die Schlacht von Idistaviso. Der Ort wurde ebenfalls im 19. Jhd. gemutmaßt, und zwar bei Rinteln, südlich der Porta-Westfalica.

Belege dafür gibt es bis heute keine. Die Stelle entspricht auch nicht der komplizierten Beschreibung des Schlachtfeldes durch Tacitus. So sollten die geschlagenen Germanen den Fluss im Rücken haben, als sie abzogen und teilweise in den Fluten ertrunken sein. An dieser Stelle wären es aber die Römer gewesen, die den Fluss im Rücken gehabt hätten.

Überhaupt ist nicht einzusehen, warum Germanicus, der mit seiner gewaltigen Armee jede Schlacht diktieren konnte, ausgerechnet in diesen militärtaktisch verheerenden Schlauch zwischen Weser und Gebirge eine Schlacht suchen sollte. Denn auf der Strecke Rinteln bis Hessisch-Oldendorf hätte sich die gigantische Armee gefährlich in die Länge ziehen müssen, dabei im Rücken Sumpf und Weser und direkt vor sich steil ansteigendes Gelände mit schützenden Wäldern für den Gegner. Aus diesem herab hätten die Germanen die bei weitem bessere Ausgangsposition gehabt. Und die römische Armee nicht den nötigen Raum zur Entfaltung, keine Möglichkeit tief gestaffelt jeden Angriff germanischer Keilformationen aufzufangen. Zudem, hätten sich die Germanen bei einem Sieg der Römer ins Gebirge, und nicht über den Fluss retten müssen.

Die Schlacht am Angrivarierwall

Nach der Schlacht von Idistaviso folgte gleich die Schlacht am Angrivarierwall, die nach den Annalen nicht weit von erstem Schlachtfeld entfernt gelegen haben kann. Der Angrivarierwall soll ein Hindernis gewesen sein, das Cherusker und die nördlicher lebenden Angrivarier trennte. Zwar stellt Tacitus diese Schlacht genauso wie die vorhergehende, als großen Sieg seines Helden Germanicus dar. Tatsache jedoch war, das auch am Angrivarierwall der Durchbruch für Germanicus nicht gelang.

Auch dieser Ort wurde im 19. Jhd. gemutmaßt, und zwar bei Leese am Steinhuder Meer. Dort gibt es einen Wall, den man mit dem Angrivarierwall des Tacitus zu identifizieren glaubte. Einziger Hinweis ist jedoch bis heute, dass dieser Wall sicher nördlich des Cheruskergebietes, aber auch nördlich der Porta Westfalica liegt. Schon zu nördlich damit. Außerdem fragt man sich, wer oder was damit voneinander getrennt werden sollte, schließlich ist der damals erwählte Damm leicht umgehbar. So wurden dort auch nie Funde gemacht, die diesen Wall ins erste Jahrhundert, geschweige denn in den bestimmten Zusammenhang bringen könnte.

Die Flottenkatastrophe

Nach der erfolglosen Schlacht am Angrivarierwall musste sich Germanicus endgültig zurückziehen. An der Nordseeküste kam es dann zur Katastrophe, in Sturm und Gezeiten wurden sämtliche Schiffe vernichtet, viele ertranken, manche konnten sich an Land und auf Inseln flüchten, viele kehrten nach mehr oder weniger unfreiwilligen Aufenthalt nach einiger Zeit per pedes in Holland und Gallien zurück.

Als unverschuldetes Schicksal durch böse Umstände beschreibt es Tacitus. Die Wahrheit dürfte profaner gewesen sein. So waren die Gefahren des Wattenmeeres bei den Römern bestens bekannt, seit fast 30 Jahren befuhr man regelmäßig diese Gewässer: Germanicus Vater nutzte sie, baute sogar den Drususkanal zwischen Rhein und Isselmeer, sein Onkel Tiberius führte gar eine Expedition bis an die Nordspitze Dänemarks. Enorm respektable Leistungen, ohne genaue Kenntnisse der Besonderheiten des Wattenmeeres ein Himmelsfahrtkommando ohne Wiederkehr.

Seine Admirale wussten also bestens Bescheid. Der totale Untergang zeugt daher von hastigem, unkoordinierten Vorgehen, von panischer Flucht wohlmöglich. Schließlich hatte man in den Schlachten kräftig Federn gelassen, seine Energie und Vorräte verbraucht, und Herbst und Winter drohten. 1000 Schiffe koordiniert mit 70.000 Mann und Material zu beladen und auf der engen Weser kollisionsfrei nach Norden zu bringen, ein Unterfangen das nun nicht mehr recht gelingen konnte.

Von den 1000 Kähnen wurde bislang keiner gefunden bzw. zweifelsfrei identifiziert. Jedoch wurde ein Wrack vor Spiekeroog, einer der  Watteninsel westlich der Wesermündung, gefunden, das von der Bauart her eines dieser unglücklichen Boote gewesen sein könnte. Eine Alterbestimmung war leider nicht möglich, da es sich um Ulmenholz handelt, eine Holzart u.a. aus Gallien, für die leider keine dendrochronologischen Zeitreihen existieren.

Verteilung der Fundmünzen der augusteschen und frühtiberianischen Zeit: Die Schlacht am Weserübergang (erster roter Kreis links) zeichnet sich deutlich ab, dann folgt die Sperre am Angrivarierwall (zweiter roter Kreis, Mitte). Der Hildesheimer Raum (rotes Kreuz) wurde über zwei Angriffskeile in die Zange genommen. Das Feld Idistaviso "Ith a viso" befindet sich zwischen Coppenbrügge und Leine, Elze und Gronau, im Angesicht des Gebirgszugs des Ith, die Mitte markiert etwa der Ort Esbeck. Weiter eingezeichnet sind von Süden her (braun) die Verbindungswege über das chattische Gebiet Richtung Mainz, von links nach rechts dunkelviolett die Hauptverbindungsachse und linksmitteoben hellviolett die abweichenden Wege der Varusschlacht.

Wo könnte Idistaviso und Angrivarierwall tatsächlich zu finden sein?

Ein Hilfsmittel dazu ist die Verteilung der Münzfundorte der augusteschen/frühtiberianischen Zeit. Anhand der Häufungspunkte verraten sich Marschwege und auch Schlachtpunkte.

Am deutlichsten zeichnet sich der Angrivarierwall ab: Während der Bereich des Steinhuder Meeres frei von solchen Funden ist, häufen sich diese wie an einer Perlenschnur gezogen auf dem folgenden Bereich zwischen Deister und Hannover. Die Ursache wird klar, wenn man sich die Topologie dort aus der Nähe betrachtet: Etwa von Wennigsen am Deister, Richtung NO, geht eine unscheinbare Hügelkette via Gehrden und Benthe in Richtung der Leine im heutigen Hannover.

Diese Hügelkette ließ sich, in den Tälern dazwischen, durch ein künstliches Bollwerk verbinden, so dass mit begrenztem Aufwand ein effektive Sperrwerk entstand: Im Westen sperrte dann der Deister, im Osten die Moore des Leinetals. Die Fundmünzen entlang dieser Linie zeugen davon, dass hier die Schlacht am Angrivarierwall stattfand.

Vermuteter Ort des  Angrivarierwall: Die Römer (rot) kamen von NW, die Cherusker (hellblau) von SO. An den Hügeln wurden etliche Fundmünzen der zeit geborgen. Sie ließen sich mit vergleichsweise wenig Aufwand zu einem effektiven Sperrwerk verbinden, zwischen Deister (unten links) und Leineniederung (blaue Linie).

Das Schlachtfeld von Idistaviso war bedeutend weitläufiger, und die Zufallsfund verteilen sich entsprechend über ein größeres Gebiet. Es erschließt sich darüber hinaus durch die notwendige Strategie und Taktik des Germanicus Heeres. Zur Kriegskunst der Römer zählte nicht nur die tief gestaffelte und hoch disziplinierte Schlachtaufstellung, sondern auch der Zangenangriff. Zwölf Jahre vorher hatte sein Onkel Tiberius diese Taktik mit großem Erfolg vorgeführt: Das Landheer vereinigte sich mit den Seestreitkräften an der Elbe zum vorgesehenen Zeitpunkt, der immensum bellum war gewonnen.

Nun der Landweg sowieso, aber auch die logistisch ausgesetzte Elbe kam für Germanicus nicht mehr in Frage. Also musste er seine Zangenbewegung, den  faktischen Möglichkeiten entsprechend, anders aufbauen: Man rückte über die Norddeutschen Flüsse, Ems und/oder Weser, an (gelbe Pfeile zum ersten roten Kreis links), und vereinigte sich zunächst am Weserübergang. Zielrichtung war Osten, ganz sicher der Hildesheimer Raum, was sonst.

Nun teilte er sinnvollerweise sein Heer auf, ein Teil rückte zunächst nach Osten vor, um dann zwischen Deister und den Leineniederungen Richtung Hildesheimer Raum vorzustoßen. Die andere Hälfte fuhr weiter die Weser aufwärts bis Hameln, um von dort aus in östlicher Richtung ebenfalls auf den Hildesheimer Raum vorzurücken. Dort eröffnet sich dann hinter Coppenbrügge das riesige Schlachtfeld im Angesicht des Gebirgszuges des Ith. Ideal für eine römische Armee.

Arminius war ein dem Germanicus ebenbürtiger Stratege und Taktiker. So hatte das ansonsten offene Schlachtfeld einen tückischen Haken: Mitten darin ragt von Süden kommend eine schmale Hügelkette hinein, die beim heutigen Ort Dunsen endet. Während sich die Fronten der Römer von der Weser kommend, und die Germanen von der Leine kommend, formierten, besetzte er diese Hügelkette, um im entscheidenden Moment mitten in die römischen Schlachtreihen einbrechen zu können. Jedoch bemerkte Germanicus diese Finte noch rechtzeitig und ließ die Hügelkette von zwei Seiten angreifen: Arminius blieb nur noch die Flucht über die Hügelkette Richtung Norden, mitten in die römischen Reihen. Nur die Kollaboration der dort stehenden germanischen Auxilliarverbände rettete ihn: Sie ließen den Helden passieren.

Nun blieb nur noch der katastrophal endende Rückzug und die verzerrende Darstellung des teuren verlorenen Feldzuges als angeblichen Sieg im offiziellen Triumphzug des Jahres 17. Tiberius hatte Recht behalten, und der ungeliebte Konkurrent auf den Thron verstarb, unter mysteriösen Umständen im nahöstlichen Exil, bereits im Jahre 19.

Die Römer (rot) kamen von links (Westen) von der nahe gelegenen Weser. Der Gebirgszug links oben ist der Deister, der Gebirgszug links unten der Ith, der dem Schlachtfeld den Namen gab. Die Cherusker (blau) formierten sich auf der westlichen Uferseite der Leine, mit dieser im Rücken also. Arminius nutzte die zentrale Hügelkette mit seinen Reitern als Hinterhalt. Als er vorzeitig entdeckt wurde, ließ Germanicus den Hügel von zwei Seiten angreifen, Arminius musste Richtung Norden fliehen.

So berichtet es Tacitus, und erst jetzt wird die scheinbar völlig verworrene Darstellung in den Annalen strategisch und textuell schlüssig. Als die Cherusker vom Schlachtfeld Richtung Elbe flüchteten, lag in ihrem Rücken die Leine, dort ertranken nach Tacitus so einige. In Unkenntnis der tatsächlichen Geographie nahm er jedoch die etwas westlicher liegende Weser dafür an. Nach den Annalen fand die Angrivarierschlacht unmittelbar nach der Idistaviso Schlacht statt, möglicherweise aber sogar in etwa gleichzeitig. Der Erfolg blieb für Germanicus aber an beiden Fronten aus, das cheruskische Kernland, und die Cherusker selbst, konnten nicht geschlagen werden, geschweige denn vernichtet.