VII - Der Vertreter: Varus
Mit dem pannonischen Krieg verschärfte sich eine finanziell prekäre Situation Roms, schon in den Jahren zuvor war es in Rom zu Versorgungslücken und Hungersnöten gekommen, und der lange und verlustreiche Krieg fraß weitere Ressourcen auf. Das leidlich auf die Provinzialisierung vorbereitete Germanien sollte nun, wie Gallien auch, endlich Profite abwerfen.
Dazu wurde ein in solchen Dingen hoch erfahrener Mann, der zudem mit dem Hause Augustus familiär verbunden war, in Marsch gesetzt. Dieser römische Verwaltungsprofi war Varus, der in der Provinz Syria bereits große Erfolge erzielt hatte. Dabei hatte er nicht nur zivile sondern durchaus auch militärische Meriten erzielen können. Später, als das Kind in den Brunnen gefallen war, rechnete man ihm dies aber anders an „...als armer Mann kam er in eine reiche Provinz und als reicher Mann verließ er eine arme Provinz...“ wird man dann von ihm sagen hören. So zählte die ungenierte persönliche Bereicherung von Provinzverwaltern ja keineswegs zu den ehrenrührigen Verhalten, nicht zuletzt von Gaius Julius Caesar konnte man das gleiche behaupten.
Ab dem Jahr 7 n.Chr. trat Varus (Bild rechts: nach der Original-Prunkmaske rekonstruiertes Gesicht eines unbekannten Reiteroffiziers aus der Varusarmee, Museum Kalkriese) also seinen Dienst in Germanien an. Besonders geschmeckt haben dürfte ihm der Umzug vom heißen Nahen Osten nach dem kaltnebeligen Germanien wohl kaum. Ausgestattet mit dem Reichtum des Morgenlands dürfte der als genusssüchtig bekannte Varus jedoch auch im hohen Norden nicht schlecht residiert haben. Was er bis zu seinem Tod in 9 n.Chr. alles zur Provinzialisierung getan hat, ist leider nicht überliefert, es lässt sich nur mutmaßen. Literarisch in Erscheinung tritt er erst wieder mit seinem kapitalen Bock, den er im Teutoburgerwald geschossen hat.
Genauso wenig wissen wir, was Arminius in der Zeit tat. Entweder er war wenigstens zeitweise im pannonischen Konflikt engagiert und/oder er war mit seinen germanischen Hilfstruppen zur Unterstützung des Varus bei der Provinzialisierung Germaniens abkommandiert. Varus jedenfalls musste mit knapper Truppenstärke Germanien sichern und gleichzeitig kolonisieren während Tiberius in Pannonien kämpfte, den treuen Ritter Arminius brauchte er da dringend zur Unterstützung. Für das Jahr 9 ist dies jedenfalls bezeugt und Arminius war Tischgenosse des Varus, d.h. er gehörte damit zum „inner circle“ der Varusvertrauten. Neben dem Umstand des Zeitbedarfs für die Logistik der kommenden Verschwörung auch eine sehr herausgehobene Position, die man als Nichtrömer auch nicht so einfach nach ein paar Tagen erhält.