XIV - Hirschvolk: Das Ende der Cherusker

Schon zur Zeit der Germanicusfeldzüge hatte Tiberius die Parole ausgegeben, die Germanen lieber ihren eigenen Streitigkeiten zu überlassen, als sie mit teuren Kriegen nieder zu zwingen. Damit sollte er Recht behalten und sicherlich hat man auch jede erkennbare Gelegenheit genutzt diesen Auseinandersetzungen nachzuhelfen.

Nach Arminius Tod zerbrach endgültig jede Gemeinsamkeit und man begann sich um das Erbe zu streiten, um die Macht und vielleicht auch um den riesigen Schatz, den Arminius von Varus erbeutet hatte. Jedenfalls baten die Cherusker im Jahre 47 um die Stellung eines Mannes aus fürstlichem Geschlecht als Führer, es gab wohl keinen lebenden mehr vor Ort, und man gab ihnen den Italicus, den Sohn des Flavus, des Bruders des Arminius in römischen Diensten. Aber auch Italicus, im Römischen Reich aufgewachsen kannte er die wirren Verhältnisse im Cheruskerland kaum, konnte diese nicht mehr einigen.

In der Zeit nach dem Tod des Arminius hatte es auch einige halbherzige Versuche gegeben, eine Renaissance römischer Herrschaft in Germanien zu erreichen. Der letzte Versuch fand unter Domitian in 83 n.Chr. statt. Domitian stritt sich mit den Chatten in der Wetterauregion, schließlich kam man zu einem Frieden und Domitian begann mit dem Aufbau des Limes, der zukünftigen befestigten Grenze der römischen Expansion.

Den Chatten gab er darüber hinaus freie Hand gegen die Cherusker. Von den ehemals befreundeten Chatten wurden die Cherusker bzw. das, was von ihnen noch übrig war, dann Mitte der 80er Jahre endgültig aufgerieben und die kläglichen Reste gingen für immer in die benachbarten Völkerschaften auf. Der letzte machtlose König Chariomerus wurde um das Jahr 88 n. Chr. von den Chatten vertrieben und rief Kaiser Domitian vergeblich um Hilfe an.

Die Spur der Cherusker und ihres größten Helden, der ein Weltreich in die Knie zwang und an der unglückseligen Verquickung von Liebe, Verwandtschaft und Politik zugrunde ging, verliert sich damit auf den blutigen Treppen der Geschichte.

(Bild: Büste des Kaisers Domitian)

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